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AutorenbildSozial-Klimarat

Wie die Klimakrise die Inflation anheizt



Die Bertelsmann-Stiftung hat im Sommer eine interessante Studie zur Carbonflation vorgelegt. Dabei ging es im Kern darum, wie sich die CO2-Bepreisung auf die allgemeine Inflationsrate auswirkt.  Das ist aber nicht der einzige Inflationäre Effekt, der mit Klimatransformation verbunden ist. Auch die Erderwärmung selbst führt zu steigenden Preisen. Eine Berechnung dazu ist im März 2024 in Nature erschienen. Und schließlich wird auch von den notwendigen erhöhten Investitionen in die grüne Transformation eine preistreibende Wirkung ausgehen. Zu den Bedarfen hat beispielsweise McKinsey eine Kalkulation vorgelegt.

 

Im Folgenden werden diese unterschiedlichen inflationären Effekte in ein Verhältnis zueinander gesetzt.

 

Steigende Inflation durch CO2-Preise

Die Kombination aus den Emissionshandelssystemen ETS1 (vor allem Industrie und Energiewirtschaft) und ETS2 (vor allem Wärme und Verkehr von privaten Haushalten) wird zu höheren Preisen führen. ETS2 soll ab 2027 in Kraft treten und wird zu einer spürbaren Preiserhöhung führen. Weil es sich um ein Marktsystem handelt, ist die Spanne möglicher CO2-Preise und die damit verbundene Auswirkung auf die Teuerung im Vorfeld nicht eindeutig bestimmbar. Die angesprochene Studie im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung geht von einem jährlichen Einfluss auf die Teuerung von 0,2 bis 0,45 Prozent aus.

 

Steigende Inflation durch Erderwärmung

Die zweite Auswirkung der Klimakrise auf die Inflationsrate liegt in der zunehmenden Erderhitzung. In einer in Nature erschienenen gemeinsamen Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und der Europäischen Zentralbank (EZB) wird von einer Nahrungsmittelinflation bis 2035 von 0,92 bis 3,2 Prozentpunkten pro Jahr für Lebensmittel ausgegangen. Das übersetzt sich mit Blick auf den Warenkorb der Haushalte in einen Anstieg der Gesamtinflation von 0,32 bis 1,18 Prozent pro Jahr.

 

Steigende Inflation durch Investitionsnachfrage

Der dritte Effekt ergibt sich aus der ökonomischen Logik der Klimatransformation. Bei der Erreichung der Klimaziele geht es vor allem darum, fossile Energie durch erneuerbare Quellen zu ersetzen. Langfristig sinken dadurch Betriebskosten, weil die Grenzkosten für die Gewinnung einer zusätzlichen Kilowattstunde Energie aus Sonne gegenüber Öl oder Kohle minimal sind. Auf der anderen Seite sind aber die initialen Investitionsbedarfe deutlich höher. Es findet also ein Frontloading von Kosten statt.

 

Es gibt eine Vielzahl von Analysen für den damit verbundenen Investitionsbedarf. McKinsey geht in einer Studie von 2024 davon aus, dass jährlich 3,5 Billionen US-Dollar zusätzlich für Investitionen aufgewendet werden müssen, um die globalen Klimaziele einzuhalten. Eine zusätzliche Stimulation auf der Nachfrageseite führt auch zu Inflation, wenn das Angebot sich nicht schnell genug anpasst. Da es sich vor allem um Investitionen in Infrastruktur handelt, ist davon auszugehen, dass das Angebot nicht ohne Preisanpassung mitskaliert.

 

Setzt man also die zusätzlichen 3,5 Billionen US-Dollar Nachfrage ins Verhältnis zum globalen BIP von rund 100 Billionen Dollar würde man bei einem konstanten Angebot auf eine zusätzliche Inflation von 3,5 Prozent kommen. Das ist natürlich unrealistisch. Plausibel wäre, dass der inflationäre Effekt eher bei 0,5 bis 1 Prozent liegt, weil der reale Output der Volkswirtschaften und die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes eine gewisse Elastizität aufweisen.

 

Kumulierte Auswirkungen der Klimakrise auf Inflation

Somit ergeben sich kumuliert folgende mögliche Auswirkungen der Klimakrise auf die Preisentwicklung:


Die Spanne von möglichen Preissteigerungen liegt also pro Jahr bei mindestens einem Prozent zusätzlicher exogener Inflation, die in politischem Handeln und physikalischen Realitäten fußt.  Diese Erkenntnis muss in der klimapolitischen Debatte stärker reflektiert werden.

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